Das alte Rathaus an der Bahnhofsstraße wird abgerissen.
Dieses Haus hat sicherlich eine bewegte Geschichte hinter sich, trotzdem wurde es in den siebziger Jahren als nicht denkmalwürdig eingestuft und somit war das Schicksal des Gebäudes besiegelt. Am 14.12.1977 rollten die Abrissbagger an und ebneten ein Stück Radevormwalder Geschichte ein.
Alles hatte im Jahre 1910 angefangen. Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Halver-Radevormwald stand kurz bevor, also entschloss sich der Konditor Ernst Pohlig ein Hotel zu bauen, da er sich von der Eröffnung der Strecke auch eine steigende Anzahl an Gästen versprach. Nach der Grundsteinlegung im Mai 1910 wurde das Hotel am 27. November nach anderthalb Jahren Bauzeit eröffnet.
Auch die Stadtverordneten sowie zahlreiche Vereine hatten nun einen ordendlichen Versammlungsraum, und nutzen diesen schon sehr bald. Doch die Zeiten von Krieg und Rezession zwangen Ernst Pohlig zu handeln und er vereinbarte für den Novemver 1929 die Übergabe des Hotels an die Stadt. Der damalige Bürgermeister Walter Schomburg residierte mit seinen Verwaltungsbeamten noch in einen 125 Jahre bestehenden Haus am Marktplatz, welches aber in der Zwischenzeit zu klein wurde.
1932 un 1933 dann war das Gebäude Zeuge von sehr unrühmlichen Taten. Etwas 200 Gegner des Nationalsozialismus wurden im Keller des Gebäudes festgehalten und mißhandelt. Eine Gedenktafel am heutigen Bürgerhaus erinnert noch heute an den Ort des Geschehens.
Auch nach dem 2. Weltkrieg diente das Gebäude weiterhin als Verwaltungssitz der Kommune, doch der Zahn der Zeit nagte unaufhörlich an diesem Gebäude. Zum Bedauern sehr vieler Bürger entschied man sich in den Siebziger Jahren für den Abriss des Gebäudes. Es wurde als "nicht historisch genug" eingestuft und man erhielt aus diesem Grund keine Zuschüsse.
Quelle: Bergische Morgenpost; Artikel "Ursprünglich ein Renommier-Hotel" vom 15.12.1977 von Hans Aldermann, Auszüge aus dem Artikel zusammengestellt von Norbert Bangert (Stadtnetz Radevormwald) und mit eigenen Informationen ergänzt.