Factory-Outlet-Center
28.08.2002: Fluch oder Segen für die Region?
In unmittelbarer Nachbarschaft, in Remscheid, ist ein Factory-Outlet-Center geplant, Grund für eine kontroverse Diskussion über Vor- und Nachteile einer solchen Ansiedlung. Hierzu einige Hintergründe:
Bei einem Factory-Outlet-Center (kurz FOC) handelt es sich um ein Einkaufszentrum von mehreren tausend Quadratmetern mit zahlreichen Ladenlokalen. Diese aus den USA kommenden großflächigen Herstellerdirektverkaufszentren beherbergen üblicherweise namhafte Großmarkenkonzerne.
Die Hersteller verkaufen ihre Waren unter Ausschaltung des Groß- und Zwischenhandels mit Preisnachlässen von ca. 30%-40% direkt an den Endverbraucher. Dies verschafft ihnen einen großen Vorteil gegenüber dem Einzelhandel. Nach Angaben der Betreiber handelt es sich bei den Waren nur um Auslaufmodelle, 1b-Ware, Restposten usw., wobei nicht alle Artikel in jeder Konfektionsgröße vorhanden sind. Aus diesem Grund stufen sich die Betreiber auch nicht als Konkurrenz zum innerstädtischen Einzelhandel ein, da dieser dem Kunden ein Vollsortiment (alle Artikel in jeder Konfektionsgröße) und auch aktuelle Saisonware bieten kann.
Da sich das Warenangebot jedoch zu 70% des Gesamtsortiments auf Bekleidung konzentriert, ist ein FOC entgegen der Argumentation der Betreiber grundsätzlich als großflächiger Einzelhandelsbetrieb zu betrachten.
Die Vorteile, die eine Ansiedlung eines solchen FOC mit sich bringen würde, lägen z.B. in der Schaffung neuer Arbeitsplätze, der Bindung und des Zuwachse neuer Kundschaft innerhalb der Stadt bzw. der Region sowie der Förderung des Wettbewerbs im Handel.
Eine positive Auswirkung für den innerstädtischen Einzelhandel ist jedoch nur unter folgenden Voraussetzungen denkbar:
- Je näher das FOC an der Innenstadt liegt, umso größer ist die Möglichkeit für Neukunden auch die Angebote des Einzelhandels zu nutzen. Dazu müßte dann allerdings noch eine fußläufige Verbindung zwischen FOC und Innenstadt bestehen.
- Das Warenangebot des FOC sollte sich durch einen hohen Anteil von „Premiummarken" auszeichnen, andernfalls nähmen potentielle Kunden eine zweite Anreise gar nicht erst in Kauf.
- Das FOC sollte eine für die Ansiedlungskommune angemessene Größe haben.
Träfen diese Voraussetzungen nicht zu, käme es zu einem Verdrängungswettbewerb zwischen dem FOC und dem innerstädtischen Einzelhandel. Dies würde eine Gefährdung der Existenz des bestehenden Einzelhandels, insbesondere mittelständischer Fachbetriebe, bedeuten. Auch die Erhaltung oder Wiederherstellung lebendiger, multifunktionaler Innenstädte und die Siedlungsstruktur in der Region würden gefährdet.
Auch die Stadtkommune profitiert finanziell kaum von einem solchen Projekt, da die Betreibergesellschaft eines FOC ihre Gewerbesteuer am Geschäftssitz, welcher häufig im Ausland liegt, zahlt.
Es wird erwartet, dass im Einzugsbereich eines FOC mittelfristig wesentlich mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze im innerstädtischen Einzelhandel verloren gehen als aufgrund der Ansiedlung des FOC neu geschaffen werden.
|