ÖPNV muss in Reiseketten geplant und gedacht werden. - Offener Brief an die Verkehrsbetriebe

Felix Staratschek, sachkundiger Bürger der Alternativen Liste (AL) im Verkehrsausschuss der Stadt Radevormwald wendet sich wegen Eisenbahn- und Bus-Verspätungen und verpassten Anschlüssen in Remscheid Lennep im ÖPNV an die Verkehrsbetriebe (OVAG, Abellio, Stadtwerke Remscheid), damit Zustände behoben werden, die den ÖPNV unattraktiv machen und damit eine Verkehrswende verhindern.


Abs. Felix Staratschek, Freiligrathstr. 2, 42477 Radevormwald

Offener Brief an die Verkehrsbetriebe


Sehr geehrte Damen und Herren!

ÖPNV muss in Reiseketten geplant und gedacht werden.

Verknüpfungen von Bus und Zug sind ideal an Bahnhöfen, wo es Zugkreuzungen gibt oder wo die Zugkreuzung nahe am Halt erfolgt. Das ist tagsüber in Remscheid Lennp und Remscheid Güldenwerth der Fall, am Wochenende und abends in Remscheid Hbf.


Leider sind die Busse und Züge nicht immer gut aufeinander abgestimmt. So treffen sich die Frühexpressbusse morgens nach 5 Uhr in Lennep in der Regel kurz nach Abfahrt der Triebagen nach Wuppertal und Solingen. Damit verzichten die Stadtwerke Remscheid auf alle Fahrgäste die durch Nutzung dieser Züge einen Schichtbeginn um 6 Uhr in den Nachbarstädten erreichen wollen.

 


Ein Bus der Stadtwerke Remscheiid der linie 671
an der Haltestelle Lindenbaumschule in
Radevormwald



Aber es ist noch schlimmer. Obwohl es morgens noch keine Behinderung durch ein starkes Verkehrsaufkommen gibt, hat die erste Fahrt der Linie 671 von Lennep nach Radevormwald und zurück oft soviel Verspätung, dass dies durch zügiges Fahren nicht mehr ausgeglichen werden kann. Dadurch wird sehr oft der Anschluss an die Linie 336 nach Hückeswagen verpasst und auch Frühexpress nach Remscheid ist dann oft schon abgefahren. Hier muss es ein Anschlussmanagement geben, dass Fahrgäste sicher die Weiterfahrt bekommen. Es wäre z.B. ganz einfach, dass an den Knotenpunkten der Frühexpressfahrten sich alle Busse, die ankommen an der Leitstelle melden. Dort liegt eine Liste aus, wo die angekommenden Busfahrten abgehakt werden. Sind alle Busse angekommen und gab es genug Zeit, zwischen den Busbuchten zu wechseln, kann die Leitstelle die Abfahrt für den Frühexpress- Knoten freigeben. Kunden, die mehrfach Anschlüsse verpassen und ein Auto nutzen können, gehen dem ÖPNV wieder verloren.


Von daher sind potentielle Fahrgäste, die mit dem ÖPNV unzufrieden sind, bei Fahrgastbefragungen selten vertreten. Und eine überwiegende Zufriedenheit von Fahrgästen in Fahrgastumfragen sagt daher nur, dass Leute, deren Verbindung klappt, gerne ÖPNV fahren. Die anderen kommen nicht zu Wort, weil die zum Auto zurück gekehrt sind oder die ÖPNV-Nutzung verlassen haben, nachdem die sich ein Auto leisten konnten.


Auch tagsüber sind Anschlüsse nicht sicher. Oft ist der Bus der Linie 655/654 schon in der Anfahrt zum Kreishaus, wenn die Linie 671 wegfährt. Bei der 669 und 664 dürfte es ähnlich sein. Hier wäre z.B. eine digitale Fahrerassistenz sinnvoll, die den Busfahrern geplante Anschlüsse anzeigt, so dass diese sich per Funk an die anderen Linien wenden können, dass diese warten. Wird das einige Jahre durchgehalten und die Anschlüsse zuverlässiger erreicht, dürfte das auch zu höheren Fahrgastzahlen führen.


Abends gibt es ähnliche Probleme. So hat die Fahrt der Linie 671 vor 21 Uhr von Radevormwald nach Lennep oft soviel Verspätung, dass der Zug um 21.08 Uhr verpasst wird. Dieser bringt aber die Fahrgäste zum NE-Knoten am Remscheider Hauptbahnhof. Wird dieser Zug verpasst, kommen Fahrgäste an vielen Zielen erst eine volle Stunde später an. Seit ich im Dreischicht-Modus arbeite gibt es kaum eine Fahrt der 671, mit der ich den Zug erreiche um pünktlich in Remscheid Hasten meinen Arbeitsplatz zu erreichen. Andere Fahrgäste sind ebenfalls betroffen. Statt um 20.48 Uhr kommt der Bus nach Lennep in Radevormwald Bergerhof meistens mit mehr als 6 Minuten Verspätung bei einer Umsteigezeit zum Zug von 4 Minuten zum Zug Richtung Solingen.


Hinzu kommt, dass es ein Gelenkbus ist. Dieser ist um diese Zeit völlig überdimensioniert und es wäre aus ökologischen Gründen sinnvoll, einen Wagentausch durchzuführen, dass ein Fahrer eines Standart- Linienbusses, der zum Depot fährt, den Gelenkbus übernimmt und der Fahrer in dem anderen Bus seine Umläufe fortsetzt. Denn in Radevormwald gibt es eine enge Baustelle auf absehbare Zeit, wo sich der Gelenkbus durchschlängeln muss, dass dürfte die Verspätung, mit der der Bus schon von Remscheid kommt, noch erhöhen.


Ein besonderer Service wäre es, wenn bei Verspätung diese Fahrt als Schnellfahrt zum Remscheider Hbf. weiter fährt. Dann würden viele NE- Fahrten noch erreicht.


Denkbar wäre es auch, wenn bei Verspätung die Fahrten nach 19 und 20 Uhr der Linie 671 von der Haltestelle am Kreuz direkt über die B 229 zum Busbahnhof fahren. Das spart 3 Minuten ein. Um diese Zeit haben die Busse der Linie 671 keinen Anschluss nach Halver (Linie 134) oder Hückeswagen (Linie 339). Die Fahrgäste die ab der Herrmannstraße eine Kurzstrecke fahren wollen, haben wenige Minuten nach einer verspäteten 671 eine Fahrt der Linie 626, mit der auch der letzte Bus nach Schwenke sicher erreicht wird. Die Fahrgäste, die in Radevormwald aussteigen
wollen, haben keinen großen Nachteil, wenn diese die Runde über den Busbahnhof mitfahren müssen. Aber das wären entscheidende 3 Minuten, die den Anschluss zum Zug herstellen könnten. Bei einer Verspätung wäre es daher sinnvoll, den schnelleren Weg über B 229 zu fahren, da es in Radevormwald keinen Wendeaufenthalt gibt.


Problematisch ist aber auch der Anschluss nach Radevormwald vom Zug der S7 zum NE 19 umd 21.54 und 22.54 Uhr. Selbst wenn der Zug in Remscheid pünktlich abfährt, kann es sein, dass man am Einfahrtssignal von Remscheid Lennep aufgehalten wird, weil eine Güterzuglok noch von Lüttringhausen entgegen kommt oder weil das Stellwerk vergessen hat, die Weiche zu stellen. Dabei sollte die Anschlusssicherung Vorrang haben. Wenn da noch ein Gegenzug kommt oder die Weiche nicht gestellt ist sollte der Zug auf Gleis 1 einfahren und die Fahrgäste entlassen. danach kann der Zug entweder auf das andere Gleis rübersägen oder wenn kein anderer Zug kommt, könnte der auf diesem Gleis nach Remscheid fahren. Besser wäre es, wenn es um 21.58 und 22.58 eine Fahrt von Lennep nach Remscheid Hbf. gäbe, mit der Fahrgäste vom NE 19 vom Hasenberg und Hakenberg nach Remscheid fahren können. Vor allem um 22.58 würde das eine Lücke im Fahrplan füllen und im Nachtverkehr in Remscheid einige Relationen sehr beschleunigen. Im Prinzip wäre es Fahrgastfreundlich um 21.51 und 22.51 Uhr immer auf Gleis 1 einzufahren, weil das den Weg zum Bus deutlich verkürzt. Hier muss mit DB- Netz gesprochen werden, dass hier fahrgastfreundlicher gehalten werden kann.


Sinnvoll wäre es, wenn der ÖPNV neue Funkgeräte bekommt mit flexiblen Frequenzen. Wenn Busse und Züge nach Remscheid rein fahren, sollten die alle die Frequenz des Remscheider Busfunks benutzen. Umgekehrt könnten Remscheider Busse, die nach Radevormwald fahren auf die OVAG-Frequenz gehen und Busse die nach Wermelskirchen fahren auf die RVK-Frequenz. So kann der Triebwagenführer direkt dem Fahrer der Linie NE 19 mitttelen, dass der Zug einige Minuten später kommt, der NE 19 kann dann auf Fahrgäste nach Radevormwald oder Richtung Hakenberg warten. Es sind in der Regel wenige Minuten, die der Anschluss verloren geht, oft sieht man den Bus noch wegfahren.


Auch die Stadtwerke können zwei Dinge tun, den Anschluss zu sichern. Der NE 19 fährt zuerst zur Knusthöhe, dann zum Bahnhof und dann über den Bismarckplatz, Bussteig C nach Radevormwald. Außerdem soll der NE 19 am Bahnhof Lennep die Haltestelle der Linie 671 nutzen. Zum einen sind es Radevormwalder gewohnt, dass dort ihr Bus abfährt, zum anderen hat der Busfahrer hier Sichtkontakt zum Bahnsteig und zur Unterführung. Der Weg vom Zug zum Bus ist etwas kürzer, so dass Fahrgäste eher vom Busfahrer gesehen werden und der Bus dann noch diese wenigen Sekunden warten kann. Sollten künftig die Züge von Abellio immer auf Gleis 1 in Lennep enden, wäre der Weg noch kürzer und das alles zusammen würde den Anschluss ziemlich sicher machen.


Abellio sollte hier zusammen mit DB Netz dafür sorgen, dass die Züge, die in Lennep enden bei der Einfahrt in den Bahnhof Vorrang haben, egal auf welchen Gleis, das erreichen des Anschlusses zum NE 19 muss Vorrang haben. Die Stadtwerke können den Linienweg ändern und die angesteuerte Haltebucht, damit einfahrnede Züge und gerade aus der Unterführung kommende Fahrgäste noch wahrgenommen werden können. Das sind letztlich einfache organisatorische Maßnahmen, die nicht viel kosten, aber den ÖPNV erst attraktiv machen. Mit diesen unsicheren Anschlüssen ist keine Verkehrswende machbar.


Ein Vorschlag an die Stadtwerke Remscheid: Führen Sie tagsüber, solange die Züge alle 20 Minuten fahren montags bis freitags eine Buslinie vom Bahnhof Güldenwerth über Hasten und die Remscheider Nordhänge zum Friedrich Ebert Platz ein. Diese würde den ganzen Bereich an den Zugverkehr nach Solingen und Wuppertal einen optimalen Anschluss haben. Es wäre für mich ideal zum Pendeln, wenn ich von Lennep nach Güldenwerth mit dem Zug fahren kann und dort Anschluss nach Hasten hätte. Das gleiche gilt für die Ggegenrichtung. Viele andere Pendler würden so eine Linie nutzen. Es wäre gleichzeitig eine Ringlinie rund um den Remscheider Kegel, die viele Realtionen verkürzt.


Und noch ein Vorschlag: Lassen die die letzte Fahrt der Linie 654 von Lennep zum Hbf direkt über die Freiheitstraße und Edelhofstraße nach Hasten fahren. Wenn die Linie 671 vor 21 Uhr Verspätung hat, könnte mit dieser Fahrt der Bereich bis Hasten gut erreicht werden. Eine Ausstiegsstelle an der Edelhoffstraße hätte Anschluss zum NE 15 nach Remscheid und Wuppertal. Das würde den ganzen Bereich Freiheitstsraße und Amtsgericht gut an den NE 15 anbinden und würde Fahrgäste aus Richtung Lennep näher an viele Ziele bringen.


Ich habe zum Glück so flexible Arbeitszeiten, dass ich durch die Verspätungen keinen Ärger bekomme. Aber ich verliere so viel Gutzeit, die ich eigentlich lieber sammeln würde, um mir mal einen ganzen Tag frei zu nehmen. Andere Pendler haben solche guten Regeln nicht und bekommen dann Ärger oder müssen eine ganze Stunde eher fahren. Das geht dann massiv auf die Freizeit und dann fahren die Leute lieber Auto. Oder die bekommen einen Job gar nicht, weil der ÖPNV als zu unzuverlässig gilt. Es gibt daher keine Verkehrswende ohne funktionierende Anschlussketten. Eine Geld-Zurück-bei-Verspätung-Regelung hilft nichts, dies ist mit zu viel Aufwand verbunden und macht die Verluste nicht wett, die man hat, wenn man Arbeitszeit verliert. Der ÖPNV muss einfach klappen und Busumläufe müssen so gestaltet sein, dass Verspätungen aus einer Linie nicht regelmäßig auf die andere übertragen werden, wie dies akut auf der Linie 671 vor 21 Uhr passiert.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass eine Busstraße unter dem DOC gebaut wird, wie beim Alleecenter, damit der Busverkehr nicht über Ringstraße fahren muss und das DOC optimal an den ÖPNV angebunden wird. Sinnvoll wäre es über den Hasenberg auch die Linien 336 und 240 zum DOC zu führen. Denn wenn das DOC sehr gut läuft, könnte der ÖPNV im Stau auf der Ringstraße stecken bleiben. Damit der ÖPNV eine Alternative zum Auto bleibt, muss der heutige Linineweg der 671, 669 und 664 erhalten bleiben. Die akute Umleitung klappt nur, weil es den vom DOC induzierten Verkehr noch nicht gibt.




Für Volksfeste muss eine andere Fläche gefunden werden als die Robert Schuhmacher Straße und der angrenzende P+R-Parkplatz. Denn dieser Parkplatz ist Teil der Reisekette und wahrscheinlich ist der mal gefördert worden, um den ÖPNV attraktiver zu machen und nicht um dort Festzelte aufzustellen. Sinnvoll wäre ein Festzeltplatz an anderer Stelle etwa zwischen dem Hasenberg und Hakenberg im Lenneper Bach Tal. Dort ist genug Platz und Buslinien sind auch in der Nähe. Dazu habe ich ein Video gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=3STW83OHI_s Denkbar wäre es auch, das Parkhaus vom DOC so zu bauen, dass auf dessen oberstern Etage ein Festzelt stehen könnte für das Oktoberfest und die After Zoch Partty, aber dann muss es auch genug Fluchtwerge geben, die sich beim Neubau einplanen ließen, ebenso ein Lastenaufzug, um so ein Zelt da hoch zu bekommen. .


Mit bestem Gruß,


Felix Staratschek
Mitglied im Fahrgastverband PRO BAHN e.V.
Sachkundiger Bürger der Alternativen Liste (AL) im Verkehrsausschuss der Stadt Radevormwald

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