Bericht des Gesundheitsamtes vom 27. 9.1936

Das Rader Krankenhaus: Einst hatte es nur eine Badewanne - Heute hat es einen ausgezeichneten Ruf

Im Jahr 1955 schenkte die Stadt Radevormwald ihr Krankenhaus dem Johanniter Orden. Seitdem wird es immer schöner und moderner und genießt einen ausgezeichneten Ruf.

Damals herrschten dort noch heutzutage kaum vorstellbare katastrophale Verhältnisse. Diese zu beseitigen, setzte sich der erste Radevormwalder Stadtrat nach dem Krieg als eines der wichtigsten Ziele.

In einer denkbar ungünstigen Zeit wurde 1947 das Wagnis begonnen, einen großzügigen Neu- beziehungsweise Erweiterungsbau vorzunehmen. Nur durch die tatkräftige Unterstützung der heimischen Industrie wurde es möglich, bis zur Währungsreform fast die Hälfte der gesamten Baukosten noch in Reichsmark (385.000) abzugelten. Als Ergebnis des schließlich gelungenen Vorhabens entstand ein modernes städtisches Krankenhaus mit 110 Betten.

Wie nötig diese Initiative war, zeigt ein Bericht des Gesundheitsamtes des Rhein-Wupper-Kreises vom 27. September 1936: „Was das Krankenhaus anbelangt, so ist es für eine Krankenanstalt recht schlecht geeignet und macht den Eindruck, als wenn es nicht als Krankenhaus gebaut worden wäre. Die Flure sind etwa 1,10 Meter breit. Es ist unmöglich, einen Kranken im Bett von einem Zimmer in ein anderes zu transportieren. Die Flure sind auch durch Schränke und Rohrleitungen eingeengt. Die Treppen sind sehr schmal (1Meter).

Das Haus hat acht Krankenzimmer mit 25 Betten für Erwachsene und drei Kinderbetten. Überschlägige Berechnungen ergeben aber, dass die Zimmer durchweg bis 50 Prozent über das zulässige Maß hinaus belegt sind. In der Reihe der Krankenzimmer sind einzelne Zimmer zudem von den Krankenschwestern besetzt, für die eine andere Unterbringungsmöglichkeit fehlt. Die Türen zu den Krankenräumen haben zum Teil Schwellen, die eine Gefahr für den Kranken sind und den Krankentransport weiter erschweren.

Der Boiler für die Warmwasserbereitung ist nicht an den Heizungskessel, sondern an den Kochherd in der so schon beengten Küche angeschlossen. Die einzige Badewanne für die Kranken, die im septischen Operationsraum des Obergeschosses steht, ist praktisch nur so zu verwenden, dass das Heißwasser in einem großen Topf auf dem Küchenherd hergestellt und dann die Treppe hinaufgeschleppt wird. Ein Teil der Abwässer des Hauses, und zwar auch diejenigen aus den Waschbecken der Krankenzimmer, fließen durch eine offene Rinne im Kellerflur ab.

Der aseptische Operationsraum im Erdgeschoss des Krankenhauses ist mangelhaft belichtet und schlecht lüftbar. Ein chemisches, bakteriologisches Laboratorium fehlt ganz. Derartige Untersuchungen werden nach Angabe der Schwester auf der Fensterbank im Treppenpodest vorgenommen.“

Soweit der vernichtende Bericht über das Krankenhaus aus dem Jahre 1936. Heute hat es einen guten Ruf über die Grenzen der Bergstadt hinaus.

<N.Wolff>

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