Trickreich rettete die Stadt ihr Geld

Als im Jahr 1948 die Währungsreform die Menschen überraschte und die bis dahin gültige Reichsmark im Verhältnis 1:10 gegen die neue D-Mark eingetauscht wurde, standen Städte und Gemeinden vor einem besonderen Problem.

Auf sie traf diese Umtauschregelung nämlich nicht zu. Sollte also das gesamte Vermögen der Stadt "über die Wupper gehen"?

Zu jener Zeit war Heinrich Greimers Kämmerer der Stadt Radevormwald. Er verwaltete einen großen "Batzen" Reichsmark auf der Stadtkasse. Auf Umwegen hatte man bei der Verwaltung von dem bizonalen Verwaltungsrat in Frankfurt/Main Einzelheiten erfahren, wie die bevorstehende Geldentwertung vor sich gehen würde und hatte dadurch circa zwei bis drei Wochen vor dem Tag der Währungsreform erfahren, daß der Besitz der Stadt restlos verfallen würde.

Altbürgermeister Karl Schröer, der ja auch schon 1948 dem Rat der Stadt angehörte, erinnert sich, daß der Bestand auf der Stadtkasse sich zwischen 12 und 14 Millionen Reichsmark bewegte. Diesen Betrag hätte man also abschreiben und wieder bei Null anfangen müssen. Doch hatten die maßgeblichen Stellen hier ihre Rechnung ohne den Einfallsreichtum der Stadt Radevormwald gemacht.

Sie versuchte nämlich, wenigstens etwas von ihrem Barvermögen zu retten. So wurde die Idee geboren, an verschiedene zuverlässige Radevormwalder Bürger, die auch ein eigenes Geschäft besaßen, Anzahlungen zu leisten in Reichsmark für spätere Lieferungen. Auf diese Weise wurde ein Betrag von nahezu zwei Millionen Reichsmark ausgezahlt. Das ging natürlich ganz korrekt zu, indem eine Liste darüber geführt wurde, welcher Geschäftsmann welche Summe erhielt.

Im Gegensatz zur Stadt bekamen diese Privatleute ihren Reichsmarkbesitz zu zehn Prozent in die neue Währung umgetauscht. Und wie vereinbart, lieferten sie natürlich nichts an die Stadt, sondern zahlten im Verhältnis des ihnen überwiesenen Geldes die "gerettete" städtische D-Mark an die Stadt Radevormwald zurück.

 

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